Der Evangelist Lukas erzählt uns ein Gleichnis Jesu:
Es geht da um zwei uns sehr bekannte Typen, die in der Bibel häufig gegeneinander gestellt werden: Pharisäer und Zöllner.
Der Pharisäer rühmt sich seiner Verdienste, die er ohne Zweifel hat. Er schaut dabei aber zugleich hochmütig auf den Zöllner.
Dieser ist sich seiner Defizite durchaus bewusst und betet: Gott, sei mir Sünder gnädig!
Der Pharisäer perfekt, der andere defizitär! ?
Schwarz – weiß! ?
Wie übersichtlich wäre doch unsere Welt, wenn alles schön ordentlich in Schwarz und Weiß, in Gut und Böse eingeteilt wäre.
Aber so ist sie nunmal nicht.
Wer ist schon immer perfekt, wie der Pharisäer sich perfekt zu sein dünkt?
Wohl niemand!
Und das brauchen wir auch nicht zu sein – perfekt!
Wenn Gott uns perfekt hätte haben wollen, dann hätte er uns wahrscheinlich anders geschaffen…
Wir dürfen Fehler machen!
Ja, Fehler gehören zu unserem Menschsein.
Wir dürfen nur nicht blind dafür werden. Sonst verliert das Leben leicht an Tiefgang.
Das gilt für jeden einzelnen Menschen.
Das gilt aber genauso auch für die Kirche als ganze.
Wenn wir ehrlich auf uns schauen, dann werden wir nicht nur schwarz oder nur weiß sein, sondern beides wird sich in unserem Leben finden. Über unsere schwarzen Anteile, über unsere Begrenztheiten sollten und brauchen wir nicht verlegen einen Schleier legen, sondern wir dürfen dazu stehen und sollten stets wach sein für Korrekturen.
Das nimmt unserem Leben Oberflächlichkeit.
Und wir werden zudem auch gnädiger auf andere Menschen schauen mit ihren Begrenztheiten, an denen wir uns gerne stoßen.
Wir lernen dadurch Menschlichkeit.
Wir werden zu mitfühlenden Menschen.
Wer jedoch versucht, immer perfekt und vollkommen zu sein, und vor allem sich auch dafür hält, der wird ganz schnell egoistisch und stolz, der erhebt sich nicht nur leicht über andere, der übersieht auch allzu leicht die eigene Bedürftigkeit…
… aber wer ist schon perfekt?