Am 16. August 2023 starb Pfarrer Dr. phil. lic. theol. Konrad Hoffmann im Seniorenheim in Klarenthal. Noch am 29. Juli hatten wir im Kreis seiner Familie, Freunde und Schüler sein Diamantenes Priesterjubiläum würdig feiern dürfen. Er leitete selbst die Messe, von Krankheit gebeugt, blühte aber während der Feier förmlich auf.
Die Festpredigt hielt Pfarrer Hans-Georg Müller, der Rector ecclesiae des Klosters Hl. Kreuuz on Püttlingen. Er erinnerte daran, dass Konrad Hoffmann vor sechzig Jahren auf die entscheidende Frage des Bischofs mit „Ich bin bereit“ geantwortet hatte, und dass Hans-Georg Müller den Jubilar vor Wochen gefragt seinerseits hatte, ob er sein „Ich bin bereit“ auch antworten würde, wenn ihn der himmlische Bräutigam Christus ruft. Nun hat Christus gerufen, und Konrad Hoffmann ist gefolgt. Vor zehn Jahren habe der Unterzeichnende die Festpredigt in einer ökumenischen Vesper über seinen Primizspruch aus 2. Korinther 5, 18-20 gehalten.
Mit Konrad Hoffmann verlieren wir einen wunderbaren Menschen, einen großen Theologen und Prediger, einen treuen Zeuge der Ökumene, – und vor allem verlieren wir einen echten Freund. Wir befehlen ihn unserem Erzhirten Jesus Christus, der seine Schafe sammelt, dem Bischof unserer Seelen. Und seinen Trost erbitten wir für Freunde und Familien.
Konrad Hoffmann wurde am 11. April 1937 in Elkenroth im Westerwald geboren; der Vater war im Zweiten Weltkrieg gefallen. Der Junge wuchs zwischen dem 4. und 9. Lebensjahr im katholischen Pfarrhaus in Betzdorf/ Sieg auf. Der Pfarrgemeinde drohte aufgrund der Wohnungsnot die Zuweisung einer ausgebombten Familie, so dass sich der Kirchenvorstand nach einer Familie eigener Wahl umsah und der Kriegerwitwe mit dem Kind zwei Zimmer im Dachgeschoss vermietete. In diese Periode fiel ein Erlebnis, dass Konrad Hoffmann später anekdotenhaft unter dem Titel „Wie ich erfuhr, was ein Bischof ist“ erzählte: Der Trierer Erzbischof Franz-Rudolf Bornewasser (amt. 1922-1951) besuchte die Gemeinde, in der Hoffmanns untergekommen waren. Die Geländer der Pfarrhaustreppe waren mit kleinen Birken geschmückt – eine stand schief, und als der Junge versuchte, sie zurechtzurücken, fiel sie um, was ihm eine schallende Ohrfeige einbrachte.
In diese Zeit fiel aber auch ein Ereignis, das Konrad Hoffmann seine Liebe zur ökumenischen Bewegung einpflanzen sollte. Die Kriegsereignisse hatten in seiner Heimatstadt zur Zerstörung der evangelischen Kirche am 12. März 1945 geführt. In der katholischen Pfarrchronik heißt es dazu: “Ganz Betzdorf links der Kirche bis zum Molzberg ein großes Flammenmeer […]. Auch die evangelische Kirche brennt leider völlig aus, ein schauerliches Bild, als der ganze Turm in Flammen steht“. Nach den Ereignissen hielt die Chronik aber auch fest, dass die evangelische Gemeinde drei Jahre die katholische Kirche am Ort mitbenutzen konnte. Der evangelische Pfarrer schrieb: “Es wird in der Geschichte unserer Gemeinde nicht vergessen werden, dass Sie uns so bereitwillig und wohlwollend ein Obdach gaben.“
Nachdem Konrad Hoffmann 1950 die Volksschule Betzdorf verlassen hatte, besuchte er die Missionsschule im sauerländischen Oberhundem. 1955 wechselte er zum Stiftischen Gymnasium nach Düren, wo er 1958 im altsprachlichen Zweig sein Abitur ablegte. Konrad Hoffmann entschied sich für das Studium der Theologie, und so zog er noch in seinem Abiturjahr in das Trierer Priesterseminar ein.
Von einem Auslandssemester im Sommer 1961 in Innsbruck abgesehen, verblieb er in Trier und legte am 25. März 1963 sein Presbyteratsexamen ab. Dies ergänzte er durch die Promotion zum Lizentiaten der Theologie am 12. Dezember desselben Jahres. Nach seiner Priesterweihe am 28. Juli 1963 im Hohen Dom zu Trier wurde er zuerst Vicarius cooperator in Trier an der gotischen Liebfrauenkirche.
Am 2. Januar 1965 wechselte er ins Kaplanat nach St. Jakob in Alt-Saarbrücken. Dort sammelte er seine ersten Gemeindeerfahrungen, bis er am 7. März 1966 zum Religionslehrer am neusprachlichen Gymnasium in Saarburg bestellt wurde. Um sich für diesen besonderen Dienst zu qualifizieren, unterzog er sich einer Zusatzausbildung am Staatlichen Studienseminar in Trier, die er mit der Pädagogischen Prüfung für das Lehramt an Höheren Schulen beendete.
Am 16. Juli 1968 trat Konrad Hoffmann seine erste Pfarrstelle in Oberbillig an. Die Nähe zu Trier war geboten, weil er zeitgleich als Assistent am Deutschen Liturgischen Institut in Trier arbeitete, dessen Leiter, Prälat Dr. Johannes Wagner, ein führender Mann der liturgischen Bewegung, Sekretär der Liturgischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und Mitglied der „Arbeitsgemeinschaft für gemeinsame liturgische Texte der Kirchen des deutschen Sprachgebietes“ (ALT) war. Bereits 1966/67 hatte die ALT an einer gemeinsamen Fassung des Herrengebets gearbeitet, deren Ergebnis es war, dass auch in der katholischen Tradition die Doxologie dem Herrengebet zugefügt wurde. Aufgrund der guten Erfahrungen waren die Kirchenleitungen ermutigt, der ALT eine weitere Aufgabe zu geben: die deutsche Neufassung der liturgischen Ordinarium- und Credotexte, die in der lateinischen bzw. griechischen Fassung in gleichlautender Textform zum gemeinsamen Gut des Glaubens und Bekennens gehören. Konrad Hoffmann durfte von 1968 bis 1970 die Arbeit begleiten. Auf evangelischer Seite hatte der Hymnologe Abt Christhard Mahrenholz den Vorsitz, auf katholischer Seite der Mainzer Bischof Hermann Kardinal Volk.
Am 25. Juni 1971 erhielt Konrad Hoffmann seine Ernennung zum Pfarrer in St. Albert im Saarbrücker Stadtteil Rodenhof. Zugleich mit dem Neubau des Kindergartens 1974 galt sein Augenmerk von Anfang an – gemeinsam mit seinem evangelischen Kollegen Paul Dittscheid – wieder besonders der Ökumene. Dies brachte ihm nicht nur Freunde ein, – spätestens, als er sonntags vormittags gemeinsame Gottesdienste ermöglichte. Nach der Ruhestandsversetzung des vom Zweiten Vatikanischen Konzil stark geprägten Trierer Bischofs Dr. Bernhard Stein (amt. 1967-1980) wurde das ökumenische Klima im Bistum vorübergehend problematischer. Konrad Hoffmann lernte ein zweites Mal, was ein Bischof ist, als ihn Dr. Hermann-Josef Spital (amt. 1981-2000) in St. Albert besuchte und ihm das Projekt der ökumenischen Gottesdienste am Sonntagmorgen ausdrücklich untersagte, jedoch zu gegenseitiger Einladung ermunterte. Der Bischof handelte in Abstimmung mit der Deutschen Bischofskonferenz und deren Ökumene-Beauftragten, dem Würzburger Bischof Scheele. Bischof Spital berief Hoffmann jedoch weitsichtig in die Bistumskommission für ökumenische Fragen; und Bischof Hermann-Josef Spital wurde selbst ein Motor der ökumenischen Bewegung im Bistum Trier. Nachdem die große Kuppel der St. Albert-Kirche nach einem Bildkonzept, das Konrad Hoffmann entworfen hatte, neu verglast worden war, entschied sich Hoffmann für den Wechsel in eine andere frei gewordene Pfarrei im Großraum Saarbrücken. Am 2. Januar 1986 erhielt er die Ernennungsurkunde für die Pfarrei Unserer Lieben Frau in Püttlingen.
Konrad Hoffmann hielt weiter an seinem ökumenischen Engagement fest; gemeinsame Gottesdienste an den zweiten Feiertagen (zu Weihnachten, Ostern und Pfingsten) wurden üblich und haben sich bis heute erhalten. Er assistierte auch offiziell bei der Einführung des Unterzeichnenden am 23. April 1994 im Ev. Gemeindezentrum in Püttlingen. 1993 fuhren evangelischen und katholische Jugendliche unter beider gemeinsamer Leitung ins Hl. Land. Dort begegneten sie jugendlichen Mitgliedern der armenischen Kirche und haben an verschiedenen Orten gemeinsam Gottesdienst gefeiert.
Im August 1995 wurde Konrad Hoffmann mit einer theologisch-sozialwissenschaftlichen Studie durch die Philosophische Fakultät der Universität des Saarlandes zum Dr. phil. promoviert. Zum 30. September 1996 schied er aus dem Gemeindepfarrdienst aus und wurde Krankenhaus-Seelsorger in den Krankenhäusern in Püttlingen und Völklingen. In den Krankenhäusern begleitete er die Kranken ebenso wie das Personal und die Ökumenische Krankenhaushilfe.
Mit Vollendung des 70. Lebensjahres in den Ruhestand versetzt, wurde Hoffmann Kooperator in der Pfarrer Schwalbach. Noch viele lange Jahr tat er hier Dienst und engagierte sich leidenschaftlich im Kloster Hl. Kreuz in Püttlingen. Erst eine fortschreitende schwere Erkrankung beendete sein Engagement, aber mit wachen Augen nahm er am geistlichen Leben Anteil.
Gott hat uns in Konrad Hoffmann einen Seelsorger und Prediger geschenkt. Wir danken Gott und befehlen den Verstorbenen seiner Liebe.
Prof. Dr. Joachim Conrad, Pfarrer