Vor 60 Jahren gestorben:
Eine Erinnerung von Thomas Gergen
I. Tod am 28. Dezember 1960
Der Chronist des Klosters Bous hält für den 28. Dezember 1960 fest:
Todestag des Gründers und ersten Rektors von Kloster Heiligenborn.- Die Weihnachtstage hatten wir ohne jede Störung schön und ruhig verlebt. Die Befürchtung, P. Reinstadler, mit dem es sichtbar zu Ende ging, werde in diesen Tagen sterben, hatte sich glücklicherweise nicht erfüllt. Wie der Todkranke einmal geäußert hat, hat er ausdrücklich darum gebetet, nicht in den Weihnachtstagen sterben zu müssen, um den Mitbrüdern das Fest nicht zu verderben.
Im Tagebuch des Klosters Bous nehmen die Geschehnisse mehrere Seiten ein, und es lohnt sich, in der Chronik den genauen Hergang nachzulesen. Pater Alfons Maria Reinstadler starb im Krankenhaus Völklingen in ständiger Begleitung seines Arztes und Freundes Dr. Teusch sowie zahlreicher Mitbrüder und Familienangehöriger.
Er war aus tiefster Überzeugung und vor allem im Alltag Redemptorist bis zum letzten Atemzug am 28. Dezember 1960: Volksmissionar, Prediger, Marienverehrer, aber auch Intellektueller und Netzwerker zwischen Kirche und Politik. An ihn sei deshalb in diesem Beitrag erinnert.
Dazu rufen wir wichtige Lebensstationen Pater Reinstadlers auf, der nach einem zu kurzen, aber stets ausgefüllten Leben im Sinne und im Dienste seines Ordens am besagten 28. Dezember 1960 für immer die Augen schloss: als Gründer beider Redemptoristen-Niederlassungen in Bous, nach nur 60 Jahren leider eingestellt im Jahre 2009, sowie in Püttlingen, das als Redemptoristinnenkloster sowie geistliches Zentrum seit mehr als 60 Jahren besteht und mit den Nazareth-Schwestern gute Zukunft hat. Püttlingen nimmt im Bistum Trier und auch darüber hinaus Vorbildfunktion ein. Ohne Pater Reinstadler wäre es hierzu nie gekommen.
II. Lebensstationen
Der am 2. Juli 1906 in Ensdorf geborene Alfons Maria Reinstadler machte Ostern 1926 Abitur in Saarlouis. Klassenkamerad war der spätere Ensdorfer Pfarrer Josef Goergen, Hochschullehrer bzw. Professor für Kirchenrecht an der Universität des Saarlandes. Weitere Stationen Pater Reinstadlers seien folgendermaßen aufgelistet:
Und ganz zentral für uns heute:
1955-1960 Gründung und Bau des Redemptoristinnenklosters Hl. Kreuz in Püttlingen
III. Veröffentlichungen aus der Feder von P. Alfons Reinstadler
An Veröffentlichungen sind bekannt:
Reinstadler, Alfons Maria C.SS.R.: Immerwährende Hilfe: Meß- und Andachtsbüchlein; zugleich Handbüchlein für die Erzbruderschaft der Mutter v. d. Immerwährenden Hilfe, Kirchhellen/Westf.: Hofbauer, 1952, 168 S., Ill. u. Notenbeispiele.
Reinstadler, Alfons Maria C.SS.R.: Kloster Heilig Kreuz der Redemptoristinnen. In: Pfarrei Sankt Sebastian Püttlingen (Hg.), Pfarrgeschichte der Pfarrei St. Sebastian anlässlich des 50jährigen Jubiläums der neuen Pfarrkirche im Oktober 1959, Püttlingen 1959, S. 59-64.
Als Gründer des Klosters Bous hat er eine sehr lesenswerte Chronik der Anfangsjahre von Bous verfasst. Diese findet sich neuerdings veröffentlicht im Buch „60 Jahre Redemptoristenklöster Bous und Püttlingen“, vor allem zu Beginn: „Die fünf Reisen von P. Reinstadler an die Saar“, von 1948 beginnend bis zu Reinstadlers Versetzung aus Bous im Jahre 1953. Er selbst und seine Nachfolger hielten dem Europa-Gedanken an der Saar unverbrüchlich die Treue, was sich in der Chronik widerspiegelt, aber auch manchen Ärger einbrachte. P. Reinstadlers Rolle kann sicherlich noch genauer ermittelt werden, wenn seine Briefe ausgewertet sind, die sich im Provinzarchiv der Redemptoristen in Bonn befinden (Hinweis Dr. Jürgen Haffke, Bonn). Er selbst hat seine gesamten Niederschriften noch 1960, also in seinem Todesjahr, geordnet.
IV. Gelebtes Europa im Glauben
P. Alfons M. Reinstadler setzte die Idee des politischen Katholizismus an der Saar, verkörpert durch Ministerpräsident Johannes Hoffmann einerseits sowie Professor Josef Goergen und Augustin Reinstadler (Oblatenorden, OMI) andererseits, durch. P. Augustin Reinstadler war Pfarrer auf dem Rotenbühl in Saarbrücken und gilt als Erbauer der Kirche Maria Königin.
Die Bouser Patres haben Europa zweifach vorgelebt: zum einen waren sie ihrer Zeit voraus (vor-leben), zum zweiten haben sie den europäischen, ja global-weltkirchlichen Gedanken in ihren Alltag einbezogen und nachahmenswert und nach außen transparent vorgelebt.
Die Chronik des Klosters Bous enthält vielfach die Stichworte Europa, Mission, Volksmission, Referendum, Johannes Hoffmann etc. Zusammenfassend ergibt sich daraus:
Die beiden Reinstadler-Brüder und Josef Goergen bildeten ein Dreigestirn, das sehr effizient, überzeugend und nachhaltig zusammenarbeitete. Sie setzten sich für eine europäische Saar ein und halfen dadurch den Menschen, die schlimmen Gräuel der NS-Zeit zu vergessen, aber auch vor Gott zu sühnen und in einer geordneten Allianz aus Religion und Politik für eine europäisierte und internationalisierte Saar zu streiten, die nicht mehr in die geistigen Grenzen eines übersteigerten Nationalismus zurückfallen und somit Vorbild für einen ganzen Kontinent werden sollte.
Viele europäische Politiker der 1950er Jahre hatten diese Ausrichtung gottlob noch verstanden. Das Europa der 2020er Jahre sollte daran wieder anknüpfen – insoweit können uns P. Alfons M. Reinstadler und seine Weggefährten zweifelsfrei Vorbilder sein.
Weiterführende Literatur:
Der Autor ist Herausgeber des Buches: 60 Jahre Redemptoristenklöster Bous und Püttlingen, St. Ingbert 2020. Dort finden sich die Belege zu den Angaben, insbes. S. 32ff. (Die fünf Reisen von P. Reinstadler an die Saar), S. 317-328 (Todestag und Geschehen danach.)
Siehe bei Norbert Sperling auf den Seiten 460-463 (Vita).
Ferner siehe im Internet die Saarland Biographie von Joachim Conrad und Thomas Gergen:
http://www.saarland-biografien.de/frontend/php/ergebnis_detail.php?id=1637
Zu seinem Bruder, P. Augustin Reinstadler, siehe die Aufstellung von Gergen unter:
http://www.saarland-biografien.de/frontend/php/ergebnis_detail.php?id=4903